Geschichte der Pfarrei St. Andreas Herrlingen und ihrer Pfarrkirche

Die Pfarrei Herrlingen ist wahrscheinlich eine Gründung des 11. spätestens 12. Jahrhunderts. Diese steht zweifellos im Zusammenhang mit dem Bau der Burg Horningen (Oberherrlingen) und der Entstehung des gleichnamigen Burgweilers im unteren Lautertal.

Der mittelalterliche Pfarreisprengel war bis zum 19. Jahrhundert auffallend klein, er umfasste – wie heute wiederum – lediglich das Pfarrdorf samt der Burg, Weiler Weidach und das ältere Dorf Wippingen, das vorher zur Pfarrei Asch gehört haben konnte. Die Apostel Andreas geweihte Pfarrkirche wird erstmals 1275 in dem bekannten „ lieber decimscionis...“ des Bischofs Rudolf von Konstanz genannt. Ein Privileg König Karls IV. Von 1347 erlaubte den Brüdern des Deutschen Hauses, die Einkünfte der Kirche in Herrlingen zu ihrem Tisch zu verwenden. Fortan bis ins 19. Jahrhundert waren die Herrlinger Pfarrer lediglich Vikare des Ulmer Ordenskomturs mit limitierten Einkünften. Dieser Umstand kam reichlich Gelegenheit zu Klagen und Streitigkeiten und war der Grund für längere Vakanzen und raschen Wechsel der Stelleninhaber zum Schaden der Seelsorge. Die Frühmeßkaplanei - nach 1820 Andreaskaplanei genannt - war wegen der Geringfügigkeit ihrer Einkünfte zeitweilig unbesetzt und wurde erst wieder 1720 auf Betreiben des Freiherrn von Bernhausen erneuert. Die Schloßkaplanei, auch Dreifaltigkeitskaplanei genannt, ist um 1620/1625 aus der Vereinigung der beiden Burgkaplaneigen St. Sebastian auf Oberherrlingen und zur Hl. Dreifaltigkeit auf Burg Klingenstein an der Herrlinger Pfarrkirche entstand.

Als Zehntherr hatte das Deutsche Haus in Ulm seit dem 14. Jahrhundert die Baulasten an der ursprünglich wohl romanischen, im Mittelalter in gotischen Stil erneuerten Pfarrkirche zu tragen. Sie warenwesentlich kleiner als die heutige und stand in deren nordwestlichen Bereich näher am Steilabhang zur Lauter. Der den Chor auf der Südseite flankierende Turm trug ein Satteldach zwischen 2 westöstlich gewandten Staffelgiebeln. Im 17 und 18 Jahrhundert geriet sie in Folge Vernachlässigung in ein baufälligen zustand, der auch durch kostspielige Reparaturen nicht mehr behoben werden konnte. Sie musste 1813/1814 wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Da der württembergische Staat als Rechtsnachfolger des Deutschen Ordners zu einem Kirchenneubau verpflichtet war, ließ er nach Abschluss der Planungsarbeiten im Frühjahr 1815 den Bau der neuen Kirche unter der Landbaumeisters Atzel beginnen. Da zur Ausstattung der neuen Kirche nichts mehr zu gebrauchen war, wurde die Einrichtung der zum Abbruch bestimmten Deutschordenskirche St. Elisabeth in Ulm zur Verfügung gestellt (Altäre, Kirchenbänke, Beichtstühle). Auch eine Glocke und die Orgel wurden nach Herrlingen überführt. Am 14. Oktober 1818 wurde sie durch Bischof Johann Babtiste von Keller geweiht. Im Jahr 1956 wurde eine neue, größere Orgel eingebaut und im Zuge der Renovierung der Kirche 1991 generalüberholt. Eine eigene Geschichte haben die Glocken, schon wegen zweier Weltkriege. Zu bemerken sei noch:

1899 ging die Kirche (mit Pfarrhaus und Liegenschaften) in das Eigentum der Kirchengemeinde über.

Eine ausführlichere Beschreibung befindet sich in unserem Kirchenführer!