Pfarrei Mariä Heimsuchung

Zeittafel

13. September 1894 - Grundsteinlegung nach Plänen von Melchior Richard Raisch
23. Oktober 1895 - Weihe der Pfarrkirche
1914 - Ausmalung des Innenraums durch Eugen Stehle
1946 - Ausmalung des Chors durch Wilhelm Geyer
1976–1977 - Errichtung des Johannes-Montini-Hauses mit der Heilig-Kreuz-Kapelle
1981–1984 - Umfassende Innenrenovierung
2010 - Orgelneubau durch die Schweizer Orgelbauwerkstatt Mathis
2019 - Restaurierung der Chormalereien

Geschichte der Pfarrei

  • Bereits in früheren Jahrhunderten siedelten sich am Blautopf Mönche an. Die im Jahr 1085 erfolgte Klostergründung mit einer Johannes dem Täufer geweihten Kirchlein, lässt bereits auf eine bestehende Siedlung schließen. Mit der Entstehung der Stadt Blaubeuren erhielt diese wohl im 14. Jahrhundert eine Stadtkirche, wo nach der in Blaubeuren stattgefundenen Reformation der evangelische Gottesdienst Einzug hielt. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in Blaubeuren wieder eine katholische Gemeinde.
     
  • Nach der Gründung unserer Diözese Rottenburg (heute Rottenburg-Stuttgart) stand Bischof Johann Baptist Keller vor der schwierigen Aufgabe sich im staatskirchlichen Regiment des Königreiches Bewegung zu verschaffen.
     
  • Als um die Jahrhundertmitte Blaubeuren Oberamtsstadt wurde, zogen auch mehr katholische Bürger in die bislang evangelisch geprägte Stadt ein. Anfänglich fanden die Gottesdienste der wachsenden Gemeinde in privaten Häusern und Werkstätten statt. Als mehr und mehr katholische Gläubige am Ort wohnten wurde die Erwartung der Einrichtung einer eigenen Pfarrei immer lauter. Nach Ende des deutsch/französischen Krieges im Jahr 1871 erwarb man mit Unterstützung der Kirchenbehörde ein zweistöckiges Wohn- und Geschäftshaus in der Mauergasse 3. Damit war der Grundstock für die zukünftige katholische Pfarrei gelegt. Geistlich wurde Blaubeuren noch vom Schelklinger Stadtpfarrer betreut, der die Gottesdienste oft an den Repetenten des Ehinger Konvikts delegierte.
     
  • In den nächsten Jahren wurde gezielt die Seelsorge in der Diaspora vorangetrieben. In Blaubeuren lebten 1890 rund 430 Katholiken. Mit der Berufung des „Filial-Kirchenstiftungsrathes“ (1891) waren die organisatorischen Voraussetzungen für die weitere Entwicklung einer eigenen Pfarrei gelegt. Die Planungen für einen Schul- und Kirchenneubau gewannen feste Konturen. Am 23. April 1894 wurde die „freiwillige katholische Diasporaschule“ in der Karlstraße 53 eingeweiht. Ebenfalls im Jahr 1894 konnte endlich mit den Bauarbeiten für die neue Kirche, unterstützt mit vielen Spenden, begonnen werden. Der mit dem Bau der Kirche beauftragte Architekt Melchior Richard Raisch aus Stuttgart entworf eine neuromanische Pfeilerbasilika. Am 13. September 1894 wurde der Grundstein gelegt. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 93.000 Mark. Am 23. Oktober 1894 nahm Bischof Wilhelm von Reiser feierlich die Konsekration der Kirche vor und firmte anschließend die Kinder der Diasporagemeinde.  Die Kirche wurde unter dem Titel „Mariä Heimsuchung“ („ad sanctam Mariam sub titulo visitationis“) geweiht. Das Patrozinium der Kirche ist am 02. Juli.
     
  • Durch bischöflichen Erlass errichtete man in Blaubeuren zunächst ein Expositur-Vikariat mit pfarrlichen Rechten und ernannte Vikar Karl Späh aus Reutlingen zum Expositus. Im Jahr 1898 wurde die Stadtpfarrei errichtet, welche zum Dekanat Ehingen gehörte und die Orte Asch, Beiningen, Berghülen, Treffensbuch, Gerhausen, Seißen, Wennenden, Sonderbuch, Weiler und Wippingen beinhaltete.
     
  • Im Jahr 1977 konnte das neben der Kirche gelegene Gemeindehaus „Johannes-Montini-Haus“ eingeweiht werden. Bei diesem Bau entstand im Jahr 1976 die Heilig-Kreuz-Kapelle dessen Mittelpunkt eine großes Holzkreuz, dem Gründewaldkreuz nachempfunden, darstellt.  Im Jahr 1981 bis 1984 wurde die Pfarrkirche umfassend renoviert.
     
  • Aufgrund des raschen Zuzuges von Katholiken nach Ende des zweiten Weltkrieges entstand im Blaubeurer Teilort Gerhausen im Jahr 1963 die Filialkirche „St. Bernadette“.

Im Jahr 2010 konnte nach längerer Vorlaufzeit in der Pfarrkirche eine neue Mathis Orgel eingeweiht werden.

Wandmalereien von Wilhelm Geyer in Blaubeuren

Aufgrund des Anwachsens der katholischen Bevölkerung zum Ende des 19. Jh. erwuchs in Blaubeuren der Wunsch nach einer eigenen Pfarrei. Dank zahlreicher Spenden konnte am 13. September 1894 der Grundstein für den Bau gelegt werden, welcher bereits am 23. Oktober 1895 durch Bischof Wilhelm von Reiser unter dem Titel „Mariä Heimsuchung“ geweiht wurde. Von außen entsprach der Bau des Architekten Richard Raisch bereits 1895 dem heutigen Erscheinungsbild.

Eine erste Renovierung 1914 führte zu einer farbigen Ausgestaltung des Kircheninnenraums durch den Rottenburger Künstler Eugen Stehle. Wie diese Ausmalung genau aussah, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden.

1946 beauftragte die Kirchengemeinde den Ulmer Künstler Wilhelm Geyer mit der Neugestaltung des Chorraums.

Im Zuge dieser Neuausmalung wurden weitere bauliche Eingriffe vorgenommen. Die zwei bauzeitlichen Apsisfenster wurden zugemauert und dafür zwei neue Lichtschlitze geschaffen, das Kreuzgewölbe im Chor entfernt, der Chorraum erhöht und eine flache Holzdecke eingebaut. Die frühere Ausmalungsphase im Chor, von 1914, wurde von Geyer komplett überdeckt.

Die Malerei von Geyer zeigt in der Apsis die Majestas Domini, mit Christus in der Mandorla, zu seiner Rechten kniet Maria und zu seiner Linken Johannes der Täufer. Darüber sind vier geflügelten Wesen als Sinnbilder der Evangelisten dargestellt. In der Sockelzone sind in den drei Bildfeldern, von links nach rechts, Hanna und Samuel, Maria und Elisabeth sowie Abraham und Sara abgebildet. Die linke (nördliche) Seitenwand zeigt Szenen aus dem Leben Christi, während auf der rechten (südliche) Seitenwand Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers dargestellt sind. Die Chorostwand zeigt im oberen Teil die zwölf Apostel mit Ihren Attributen und darunter die Propheten Elija und Jesaja. An der Westwand kann man das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus erkennen. Auch die Bögen wurden von Geyer ausgemalt. Während auf dem Apsisbogen die klugen und törichten Jungfrauen dargestellt sind, kann man am Chorbogen Engel und in dessen Scheitel das Lamm Gottes erkennen.
Bereits 1956 kam es zu einer erneuten Renovierung, bei der man die Malereien von Stehle im Schiff monochrom übermalte.
Die Eintragung der Kirche in das Denkmalbuch erfolgte im Jahre 1974 als ein klar und qualitätvoll gestaltetes Beispiel für den historisierenden Kirchenbau des späten 19. Jahrhunderts. Zudem rechnete man die Ausmalung von Wilhelm Geyer „künstlerisch und wohl auch thematisch zu seinen besten Arbeiten“.

In den 1980er Jahren kam es zu einer weiteren Umgestaltungsphase, bei welcher die Wandflächen im Schiff freigelegt und eine Neufassung, angelehnt an die wiederentdeckte Malerei von 1914, ausgeführt wurde.

Im Jahr 2010 wurde in die Kirche eine neue Orgel eingebaut, deren Oberflächen vom Künstler Hermann Geyer, dem Sohn von Wilhelm Geyer, gestaltet wurden.

Untersuchung und Konservierung/Restaurierung der Wandmalereien

2017 wurde durch die Restaurierungswerkstatt das Landesamt für Denkmalpflege eine Voruntersuchung der Wandmalerei im Chor durchgeführt. Das Ziel dieser Untersuchung war eine detaillierte Erfassung des vorhandenen Bestands, Zustands und der Schäden, um anhand dieser Erkenntnisse ein auf diese Malerei abgestimmtes Konservierungs- und Restaurierungskonzept entwickeln zu können.

Durch die Untersuchung vor Ort sowie anhand von Proben, welche im Labor analysiert wurden, kann gesagt werden, dass es sich bei der Wandmalerei um ein Fresko handelt, was bedeutet, dass der Künstler die Malerei in den noch feuchten Putz ausgeführt hat. Bei dieser Technik ist grundsätzlich kein Bindemittel notwendig, da die Pigmente in den Putz gebunden werden. In vielen Fällen, wie auch hier, ist dennoch etwas Bindemittel vorhanden.

Neben der Freskotechnik sind auch Bereiche als Sgraffito ausgeführt. Bei dieser Technik werden auf dem frisch aufgetragenen Putz, Flächen farbig angelegt und anschließend die farbige Oberfläche wieder abgekratzt, so dass diese Konturen oder Binnenlinien weiß erscheinen. Zu erkennen ist dies Beispielsweise am Apsisbogen bei den Jungfrauen.

Die Bestands- und Schadenserfassung an den Wandmalereien von Wilhelm Geyer ergab, dass sich die Malereien grundsätzlich in einem sehr guten Erhaltungszustand befinden. Das speziell auf diese Malerei abgestimmte Konservierungskonzept sah die Sicherung von abgelösten Putzpartien, eine partielle Putz- und Malschichtfestigung sowie das Kitten größerer Fehlstellen vor.

2019 wurde der Innenraum der Kirche eingerüstet und die Wandmalerei im Chor anhand des entwickelten Konzepts bearbeitet. Besonders aufwändig gestaltete sich die Reinigung der Malerei, da ein spezielles Strahlverfahren zur Abnahme von Verschmutzungen eingesetzt wurde. Aufgrund der rauen Oberfläche der Malerei konnte diese nicht wie gewöhnlich mit speziellen Reinigungsschwämmen bearbeitet werden, da befürchtet wurde, dass die Wandoberfläche hierbei beschädigt werden könnte. Deshalb kam ein Reinigungsgranulat zum Einsatz, welches mit Luftdruck auf die Wand gestrahlt wird, wodurch der Schmutz an das Granulat gebunden wird.

Die weiteren Arbeitsschritte der Konservierung beinhalteten die Sicherung von entfestigten Putzbereichen, das Hinterfüllen von Hohlstellen sowie das Festigen von instabiler Malerei. Fehlstellen wurden gekittet und mit einer Retusche versehen.

Nach ca. fünf Wochen konnten die Arbeiten vor Ort an den Wandmalereien von Wilhelm Geyer abgeschlossen werden.